Der Artikel 29 a der Kinderrechtskonvention (KRK) beinhaltet die Forderung Kindern eine individuell auf sie ausgerichtete Bildung zu ermöglichen. In der Realität sieht dies jedoch größtenteils noch anders aus.
Der Durst nach Wissen wird durch das gegenwärtige Bildungssystem schnell gestillt. Innerhalb immer kürzerer Zeit kommt es zu Bildungsmüdigkeit. Die Auslöser dieser Problematik liegen bereits in der Elementarpädagogik. Dort gibt es immer noch die Vorstellung, dass Kinder „schulgeeignet“ gemacht werden müssten, obwohl sie die nötige Begeisterung, Neugier und Wissbegier bereits in sich tragen. Der Gründer des „Summerhill“ Internates A. S. Neill verfolgte hingegen einen völlig anderen Ansatz. Seine Vorstellung bestand darin die Schule „kindergeeignet“ zu machen. Wesentliche Merkmale seiner Schule waren eine freiwillige Bildungsteilnahme sowie eine selbstorganisierte Schülerschaft. Bis heute wird das Konzept der „Summerhill“ praktiziert nur leider ist in unserer ökonomisierten Welt für diese Überzeugung kaum Platz.
Obwohl es erwiesen ist, dass unser Gehirn wesentlich mehr Wissen durch expansives (selbstbestimmtes) Lernen speichern kann, erfolgt ein Großteil des Unterrichts immer noch frontal und wird von defensiven (fremdbestimmten) Lernprozessen begleitet. Neurobiologisch betrachtet, gibt es eine nutzungsabhängige Stabilisierung synaptischer Netzwerke. Zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr, ist die Anzahl der synaptischen Verbindungen am Größten1. Danach heißt es „Use them or loose them“ und die Synapsenanzahl wird je nach Gebrauch, also persönlichen Interessen, anschließend reduziert oder stabilisiert. Der Neurobiologe Gerald Hüther äußerte dazu: „Fördern lässt sich dieser Prozess nicht indem man den Kindern möglichst früh Lesen, Schreiben und Rechnen, womöglich sogar noch Englisch und die Bedienung von Computern beibringt, sondern nur dadurch, dass man Räume und Gelegenheiten schafft, wo Kinder sich selbst erproben können (…)“.2
Der Verein Grundschulverband möchte diese freien Bildungsräume schaffen und setzt sich für die Verbreitung von kindergerechten Schulen ein. Um eine Berücksichtigung des Bildungsparagraphen der KRK umzusetzen hat der Verband „Acht Forderungen zur Bildungsgerechtigkeit“ aufgestellt, die im Folgenden kurz aufgeführt werden sollen:3
- Kinder brauchen ermutigende Zuwendung von Erwachsenen
-
Kinder brauchen eine Schule als Bildungszentrum im Stadtteil
-
Kinder brauchen Bildungszeit vor Beginn der Schulzeit
-
Kinder brauchen eine Schule ohne Auslese
-
Kinder brauchen kleine Lehrgruppen
-
Kinder brauchen Räume, in denen sie lernen und leben können
-
Kinder brauchen einen Ganztag mit pädagogisch durchgestaltetem Konzept
-
Kinder brauchen besondere Unterstützungen
Diese
Forderungen werden unter anderem durch Forschungsberichte gestützt,
welche als PDF online abrufbar sind, auf der Seite des
Grundschulverbands. Dort wird beispielsweise eine interessante
„Empirische Studie zur Bedeutung von Klassengröße für
Schulleistungen“ aufgeführt, in welcher über die positiven
Effekte von kleinen Klassen berichtet wird. Da das Schulsystem jedoch
ökonomischen Zwängen unterliegt, ist eine Klassenverkleinerung
bisher nicht abzusehen, da dies mit einem höheren Bedarf von
Lehrpersonal und dadurch mit höheren Kosten verbunden wäre.
Abschließend folgt nun ein Zitat von A. S. Neill, welches die Selbstbestimmtheit des Kindes betont.
Abschließend folgt nun ein Zitat von A. S. Neill, welches die Selbstbestimmtheit des Kindes betont.
“The
function of the child is to live his own life – not the life that
his anxious parents think he should live, nor a life according to the
purpose of the educator who thinks he knows best.4”
Die
Funktion eines Kindes ist sein eigenes Leben zu leben – nicht das
was seine ängstlichen Eltern denken als Leben vorschreiben zu müssen
und auch kein Leben nach den Maßgaben der LehrerInnen welche denken
es wäre das Beste.
“I
hold that the aim of life is to find happiness, which means to find
interest. Education should be a preparation for life. Our culture has
not been very successful. Our education, politics and economics lead
to war. Our medicines have not done away with disease (…).5”
Ich
denke das Ziel des Lebens ist Glück zu finden, was meint Interesse
zu finden. Bildung sollte eine Vorbereitung für das Leben sein.
Unsere Kultur ist nicht sehr erfolgreich. Unsere Bildung, Politik und
Ökonomie führt zu Krieg. Unsere Medizin hat Krankheiten nicht
beendet.
1
Vgl., Handbuch Kindheit, Gebildete Kindheit, In:
http://www.handbuch-kindheit.uni-bremen.de/teil1_3.html
2 Siehe, Gebauer, Karl / Hüther, Gerald: Kinder brauchen Spielräume. Perspektive für eine kreative Erziehung, Patmos Verlag, Düsseldorf und Zürich 2003, S.10-11
3 Siehe, Grundschulverband, Acht Forderungen zur Bildungsgerechtigkeit, In: http://www.grundschulverband.de/fileadmin/BGK/GSa_8-Forderungen_ohne_Beitritt_Web_120904.pdf (19.10.2015)
4 Siehe, Neill, S., A., Summerhill Policy Statement, In: http://www.summerhillschool.co.uk/summerhill-policy-statement.php (29.10.2015)
5 Ebd.
2 Siehe, Gebauer, Karl / Hüther, Gerald: Kinder brauchen Spielräume. Perspektive für eine kreative Erziehung, Patmos Verlag, Düsseldorf und Zürich 2003, S.10-11
3 Siehe, Grundschulverband, Acht Forderungen zur Bildungsgerechtigkeit, In: http://www.grundschulverband.de/fileadmin/BGK/GSa_8-Forderungen_ohne_Beitritt_Web_120904.pdf (19.10.2015)
4 Siehe, Neill, S., A., Summerhill Policy Statement, In: http://www.summerhillschool.co.uk/summerhill-policy-statement.php (29.10.2015)
5 Ebd.
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