Um
gegen die Ökonomisierung der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) vorzugehen wurde im
Jahr 2012 das „Bündnis Kinder- und Jugendhilfe – für Professionalität und Parteilichkeit“ von Matthias Heintz
initiiert.[1] Heintz arbeitet als
Pädagoge und Familientherapeut im Bereich der Sozialen Arbeit sowie in der Kinder-
und Jugendhilfe und als Dozent an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er hat in
seiner Arbeit selbst mit den unzureichenden Standards der KJH zu kämpfen und
möchte deshalb dagegen vorgehen. Das Bündnis setzt sich zusammen aus
Interessierten des Fachbereichs Kinder- und Jugendhilfe. Die Hauptaufgaben des
Bündnisses liegen darin das SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) abzusichern
und Standards der Kinder und Jugendhilfe zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.[2]
Bisher
fühlt sich das Bündnis nicht von der Politik wahrgenommen in seinen Problemen.
Aus diesem Grund gibt es aktuell die Petition „Bundesweites Memorandum
Jugendhilfe“.[3]
Diese soll auf die negativen Folgen des neoliberalen Sozialabbaus in der
Kinder- und Jugendhilfe aufmerksam machen. Die Auswirkungen zeigen sich unter
anderem in der zunehmenden Ökonomisierung der Sozialen Arbeit, welche einen
hohen Verlust professioneller Hilfen zur Folge hat, da diese kostenintensiver
sind. Es soll daher eine Abkehr von negativen fachlichen Beeinflussungen
aufgrund von Sparkonzepten erfolgen. Ein Ende der Einsparmaßnahmen ist bisher jedoch
nicht in Sicht, weshalb sich die Kinder- und Jugendhilfe zur Wehr setzen will,
um nicht für weitere Einsparpläne missbraucht zu werden. Im Memorandum wird
eine Verbesserung der Umsetzung rechtlicher Grundlagen für Kinder und
Jugendliche gefordert, dazu ist eine richtige Umsetzung des SGB VIII
unabdingbar. Desweiteren werden die Arbeitsbedingungen (Entlohnung,
Arbeitszeit) bemängelt, welche zu einer zunehmenden Entfremdung der Arbeit
führen.[4] Ein weiteres Problem ist
die Reduzierung der Kinder auf verwertbares Humankapital, stattdessen sollten
sie in ihren Rechten wahrgenommen werden. Das Memorandum endet mit der Frage: „Sind
die Ideen des Marktliberalismus und die Ethik der Sozialen Arbeit und speziell
der Kinder- und Jugendhilfe überhaupt vereinbar?[5]“
Es
ist festzustellen, dass es eine höchst problematische Entwicklung der KJH durch
die neoliberale Politik gibt. Seit der Agenda 2010 zieht sich der Staat
zunehmend aus der öffentlichen Daseinsfürsorge zurück und das ehrenamtliche
Engagement rückt immer stärker in den Vordergrund.
Der
schweizer Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi sagte einst: „Wohltätigkeit
ist das Ersaufen des Rechts im Mistloch der Gnade.[6]“ Dieser hart klingende
Ausspruch, der noch heute aktuell ist, soll darauf aufmerksam machen, dass die
Rechtsstaatlichkeit ein hohes Gut ist und darauf gründende Rechtsansprüche
nicht durch Ehrenamtlichkeit ersetzt werden dürfen.[7]
Die Ehrenamtsarbeit ist
zwar auch wichtig für die Gesellschaft, aber sie darf keine professionellen
Arbeitsstellen substituieren. Diese Problematik zeichnet sich jedoch zurzeit ab.
Aktuell kümmern sich beispielsweise Ehrenamtliche um die Eingliederung von
Flüchtlingsfamilien, durch Maßnahmen wie Sprachkurse und psychosoziale
Betreuung wird versucht Hilfe zu leisten, die der Staat nicht gibt.
Bisher
konnten 657 UnterstützerInnen für die Petition der KJH erreicht werden. In 155
Tagen soll die Petition eingereicht werden, bis dahin müssen 50.000 Stimmen
gesammelt werden. Auch Ihr könnt bei der Stimmensammlung helfen unter: https://www.openpetition.de/petition/online/bundesweites-memorandum-jugendhilfe
[1] Vgl., Berger,
Jens, Die neoliberale Domestizierung der Sozialen Arbeit, Initiative zur
Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung e.V., In: http://www.nachdenkseiten.de/?p=27957(21.10.2015)
[2] Vgl., Meyer,
Peter, Über uns, BKJ Leitbild, Bündnis Kinder- und Jugendhilfe, In: http://buendnis-jugendhilfe.de/uber-uns-2/
(21.10.2015)
[3] Seithe,
Mechthild, Bündnis Kinder- und Jugendhilfe, In: https://memorandumjugendhilfe.files.wordpress.com/2015/09/2015_memorandum.pdf
(21.10.2015), S.1
[4] Ebd.,
S.2
[5] Siehe,
Ebd., S.3
[6] Siehe,
Zusammenspiel von staatlicher Verantwortung und gesellschaftlicher Selbsthilfe:
In: http://www.ev-akademie-boll.de/fileadmin/res/otg/400707-Rilling.pdf, S.3
[7] Vgl.,
Rilling, Dieter, Zusammenspiel von staatlicher Verantwortung und
gesellschaftlicher Selbsthilfe
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