Im Mai konnten die Studiengänge „Angewandte
Kindheitswissenschaften“, „Kindheitspädagogik“ und „Leitung von
Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik“ einen tieferen Einblick in die
Reggio Pädagogik erhalten, durch eine
Weiterbildungsmöglichkeit in Reggio Emilia. Im Folgenden soll ein kurzer
Überblick zur Reggio Pädagogik und den aus der Fortbildung resultierenden
Erkenntnissen gegeben werden.
In der Reggio Pädagogik wird das Kind als Forscher
gesehen. Ziel der Pädagogen ist es ihm auf vielfältige Weise bei der Entdeckung
seiner Lebenswelt zur Seite zu stehen. Einen Schwerpunkt der pädagogischen
Arbeit stellt die Dokumentation da. Zur Dokumentation werden Interaktionen der
Kinder notiert oder mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet und später gemeinsam
interpretiert (für die Vorbereitung und Nachbearbeitung stehen zusätzliche
Zeiträume zur Verfügung). Als eine Dokumentationsmöglichkeit kann das Mitzeichnen von sozialen Interaktionen und eine parallele Dokumentation von
Gesprächsinhalten gesehen werden. Die
Interpretation und Dokumentation richtet sich nach keiner speziellen Methode.
Kinder werden bei der Interpretation der Daten nicht einbezogen, sie findet
unter den Erziehern statt.
Das Atelier nimmt in der Reggio Pädagogik eine
zentrale Rolle als Forschungsort ein. Es ist kein wissenschaftliches Museum -
Lösungen sollen dort selbst durch experimentelles Vorgehen entdeckt werden. Um
besser zu veranschaulichen, was ein Atelier ist, sollen nachfolgend einige
Beispiele für mögliche Ateliers angeführt werden:
· Küche: Als
Ausprobierort zum Entdecken von Gewürzen, Gerüchen, Geschmackssinnen, experimentelles
Kochen; in jeder Kita gibt es zwei Köche und eine zur Verfügung stehende Küche
in der auch mit den Kindern gekocht werden kann
·
Kunst:
experimentieren mit Farben, Recycling Materialien…
· Naturwissenschaften:
Lichtinstallationen -> Forschen zu Licht und Schatten, Spiegelungen,
Vergrößerungseffekte, Schwarzlicht…
- Garten: Als Möglichkeit zur Entdeckung von Insekten und Pflanzen, Licht und Schatten
- In der Reggio Ausstellung gab es dazu ein Beispiel für Naturforschungen, zu dem Thema Gräser, in denen die Kinder folgenden Fragen nachgingen: Are grasses male or female? How can you tell? What does a little grass have to learn? And who teaches it? And who puts the little seeds in the earth? How is grass born? How does grass move?
o Naturraum:
Wasserkrug mit Kaulquappen, Teichpflanzen, Blumen…
Zum Zusammenhang von Pädagogen und Ateliers wurde im
Centro Emilia folgender zentraler Satz geäußert: „Ich lehre dir keine Kompetenzen –Ich gebe dir verschiedene Räume zur
Verfügung, wo du deine eigenen Antworten entwickeln kannst.“ In den von Erwachsenen vorbereiteten Räumen
sollen Kinder ihre verschiedenen Sprachen ausleben können und die Welt
entdecken als Forscher. Die Erzieher
begleiten und dokumentieren diesen Prozess. Hierbei sollte hinterfragt
werden, wie man Kinder bei der Vorbereitung von Ateliers einbinden kann und ob
deren Wünschen für mögliche Forschungsräume Berücksichtigung erhalten.
Im Folgenden soll nochmal kurz auf die Bedingungen zu
künstlerischen Ateliers eingegangen werden. In den Ateliers arbeiten
„Atelierista“ die ein Kunststudium absolviert haben. Die Zeichnungen und
Bastelarbeiten der Kinder werden stets aufbewahrt, kreative Erzeugnisse werden
als wichtig betrachtet. Diese besondere Wertschätzung, kann jedoch auch mit
Chaos verbunden sein, wenn es nur wenig Aufbewahrungsmöglichkeiten gibt. Des
Weiteren sollte hinterfragt werden, wer entscheidet was wichtig ist und ob bei
dieser Entscheidung Kinder einbezogen werden.
Während der Fortbildung erhielten wir auch einen
Einblick in eine Reggio Kita und konnten dort Pädagogen und eine Mutter zur
Umsetzung der Reggio Pädagogik in der Praxis befragen. Zu den Räumlichkeiten
der Kita konnten wir Folgendes feststellen:
·
Warme
Farben,
·
Große und
tiefe Fenster,
·
Einrichtung
ist überwiegend aus Holz
·
Keine
feststellbaren Rückzugsorte im Haus, aber im Außenbereich (Garten)
·
Ateliers mit
Lichtspielen und Kunst
·
Briefkästen
für Kinder (Austausch von Überraschungen/Geschenke/Nachrichten)
·
Wenig
Spielzeug.
Abschließen kann festgestellt werden, dass in der
Reggio Pädagogik ein wichtiger Schwerpunkt bei der Raumgestaltung liegt, was
auch in der besuchten Kita ersichtlich wurde. Des Weiteren konnte in Erfahrung
gebracht werden, dass es in der Reggio Pädagogik altershomogene Gruppen gibt.
Kinder jüngeren Alters können somit nicht von den Erfahrungen älterer Kinder
profitieren.
Zur Sicht der Kinder konnten wir leider währen der
Fortbildung keine Informationen einholen. Unklar bleibt auch die genaue Rolle
der Erzieher. Es ist bisher nur ersichtlich, dass dieser soziale Interaktionen
zwischen den Kindern unterstützen soll und als Begleiter zu sehen ist, der die
Entwicklung des Kindes dokumentiert. Weitere Frage die wir uns dabei stellten
waren: Wie ist das Verhältnis zwischen „Atelerista“ und ErzieherIn? Führen die
kunstbasierte Ausbildung des „Atelerista“ und die pädagogische Ausbildung des
Erziehers zu Spannungen?
Als letzter Punkt soll der Besuch der Universität
Modena angeführt werden. Dort lernten wir das Forschungsprojekt „SharedMemories and Dialogue“[1] kennen. In
dem es um das Teilen von Erinnerungen durch Kinder geht. Innerhalb des
Projektes sollen Kinder wichtige Erinnerungsfotos vorstellen und dabei gefilmt
werden. Die Agency der Kinder soll mithilfe der Fotos gestärkt werden, dazu
soll die traditionelle Konversation, in der Lehrer Gespräche initiieren und
Schüler antworten, verändert werden. Ziel ist die Anregung des Wechsels
pädagogischer Muster. In der Abschlussdiskussion wurde auch die Reggio
Pädagogik thematisiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass es bisher keine
Forschungen zur Reggio Pädagogik gibt und diese
in einigen Punkten „als renovierungsbedürftig“ gilt. In diesem
Zusammenhang soll noch erwähnt werden, dass auch kein Interesse für eine
mögliche Forschungskooperation erkennbar war.
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